WeinGut Frieß – Der Hof mit Tradition
Die Geschichte des Weingutes beginnt vor mittlerweile über 400 Jahren – genau genommen im Jahre 1617. Während im heiligen römischen Reich der Dreißigjährige Krieg kurz vor seinem Ausbruch stand, hinterließ uns ein unbekannter Bebauer in der Untergasse 14 in Harxheim ein großes Sandstein-Kellergewölbe – an seinem Torbogen die Jahreszahl der Errichtung -1617.
Der knapp 6 Meter unter Tage liegende Raum besitzt die zweitälteste Datierung des gesamten Ortes und ist Teil des Kulturdenkmalverzeichnis des Kreis Mainz-Bingen.
Bis zum heutigen Tage ist das historische Gewölbe in Betrieb und bietet mit seiner Keller-Hefeflora, Feuchtigkeit und den konstant niedrigen Temperaturen optimale Bedingungen für Weinherstellung und Lagerung.
Zum 400Jährigen Bestehen der Grundsteinlegung, widmeten wir ihm 2017 sogar einen eigenen Wein – Anno Domini 1617, heißt unser trockener Spätburgunder, der in Barriquefässern in diesem Keller gereift ist.
Harxheim – Weinbaugemeinde seit 767
Ob vor all der Zeit auch wirklich ein Weinausbau an Ort und Stelle erfolgte, lässt sich aus heutiger Sicht natürlich nicht mehr belegen. Trotzdem legt die Art der Bebauung einem Nahe, dass der Keller mindestens teilweise für die Weinherstellung genutzt wurde. Aus der Lage des Gutes, seinem Aufbau und der Geschichte heraus kann davon ausgegangen werden, dass in größerer Vergangenheit primär Landwirtschaft betrieben wurde, zu der der Weinbau in Rheinhessen traditionell zuzurechnen ist.
Generell hat die Weinherstellung in Harxheim eine lange Tradition und geht wie in vielen anderen Ortschaften der Region auf die Römer zurück.
Im Jahre 767 findet der Ort erstmals Erwähnung und blickt damit auf eine mehr als 1200jährige Geschichte.
Im Mittelalter besaßen unter anderem die Klöster Lorsch und Fulda Güter in Harxheim.
Zu dieser Zeit wurde insbesondere der Weinbau durch Klöster und Mönchsorden ganz beträchtlich gefördert.
Seit jeher erfreuen sich Harxheimer Weine deutschlandweit großer Beliebtheit. Und auch international verschafften sie sich zutritt zu dem ein oder anderen rühmlichen Bankett.
So orderte das englische Königshaus eine Weinlieferung beim heute nicht mehr existenten harxheimer Weingut Lotz zur Krönung von Elisabeth II.
Ein neues Zuhause
Die Biographie unserer Familie in Harxheim beginnt im Jahre 1889, mit dem Erwerb des Hofgutes in der Untergasse 14, durch Christian Frieß I..
Vorheriger Besitzer war ein gewisser Jakob Ludwig Schlippe (*19.12.1832 – †01.04.1887), dessen Vater Franz Ludwig Schlippe (*1792 – †1865) sich mit seinen Initialien “L” “SCH” und der Jahreszahl 1841 in einem Vorbau unseres Gewölbekellers verewigte.
Er war besitzer einer Apotheke in der Augustienerstraße in Mainz und verwendete das Hofgut in Harxheim als Wochenendwohnsitz.
1. Generation
Christian Frieß I. (*02.10.1836 – †13.03.1920) war erster Eigentümer und lebte zusammen mit seiner 1. Frau Charlotte Frieß (geb. Schneider) bereits vorher in Harxheim. Mit ihr hatte er einen Sohn – Johann Georg Frieß I. (*16.01.1865 – †15.04.1906).
Nachdem Charlotte frühzeitig und unerwartet starb heiratete Christian ihre Schwester Philipiene mit der er ebenfalls zwei Kinder hatte ( Philipiene Frieß II. *23.2.1871 – †1942 & Christian Frieß II.*10.04.1867- †03.12.1926)
Leider verstarb auch Philipiene kurz nach der Geburt ihres zweiten Kindes woraufhin Christian I. seine Dienstmagd Maria Horn (*? – †1937) heiratete. Auch mit ihr bekam er nocheinmal eine Tochter – Maria Frieß (*06.11.1886 – †?)
Von der Struktur eines Weingutes wie man es heute kennt, konnte damals natürlich noch keine Rede sein. Der Weinbau und auch der Weinausbau waren zwar immer Teil des landwirtschaftlichen Lebens in Rheinhessen, jedoch war es in den seltensten Fällen deren Haupteinkunft.
Die Arbeit auf dem Hof teilte sich in mehrere Teile. Der Hauptfokus bestand auf Weinbau und Ackerbau, die sich gegenseitig ergänzten. Während in trockenen/heißen Jahren der Weinbau mit guten Qualitäten und gesunden Trauben profitierte, waren ein eben solches Klima nachteilig für den Anbau von Weizen, Rüben, Kartoffeln etc.
Umgekehrt bedeuteten ausreichend hohe Niederschläge ein gutes Erntepotential für die Ackerflächen, während das wiederum für die Weinherstellung negativ war.
Komplementiert wurde das bäuerliche Leben durch die Viehwirtschaft, die zum einen für Milch, Eier, Fleisch und Käse sorgte, aber andererseits auch durch Gaul und Ochsen für die Fortbewegung und zur Bewirtschaftung der Felder von nöten war.
2.Generation
Über Johann Georg Frieß I. ist relativ wenig bekannt, was vermutlich auch an seinem verhältnismäßig frühem Tod liegt.
Zusammen mit seiner aus Leeheim (Hessen) stammender Frau Katharina geb. Doerr (*20.01.1874 – †26.10.1954) hatte er drei Kinder: Christian Frieß III. (*06.11.1900 – † 02.09.86), Johann Georg Frieß II. (*19.02.1902 – †24.05.1968) und Jakob Frieß (16.06.1906 – † Febr.1945)
Als Johann Georg I. mit gerade einmal 41 Jahren starb, heiratete Katharina 1907 dessen Halbbruder Christian Frieß II.. Ihr gemeinsamer Sohn Martin Frieß (*16.10.1908) fiel im Krieg 1945.
3.Generation
Als ältester Sohn übernahm Christian Frieß III. zusammen mit seinem Halbbruder Martin den Hof (vermutlich um 1926). Zu seiner Zeit bewirtschafteten sie rund 2,5ha Rebfläche, was damals in anbetracht des hohen Maße an Handarbeit für einen kleinen bäuerlichen Betrieb recht stattlich war. Das Rebsortensortiment bestand hauptsächlich aus Riesling und Silvaner. Später reihte sich noch der Müller-Thurgau ein, welcher dank seiner Ertragsstärke seinerzeits sehr beliebt bei den Weinerzeugern war.
Christian III. heiratete alsbald seine Frau Maria geb. Darmstadt, mit der er fünf Kinder bekam.
Erna (*10.05.1925 – †17.10.1931), Herbert (*05.07.1926 – †1945), Elli (*04.12.27), Klara (*07.12.1932 – †31.12.2008) und Walter (*27.04.1937)
Christians erste Tochter Erna verstarb viel zu früh mit gerade einmal 6 Jahren an einer Blinddarmentzündung. Zudem verlor er seinen Halbbruder Martin, seinen Bruder Jakob und seinen 17Jährigen Sohn Herbert 1945 in den Endzügen des zweiten Weltkrieges, was ihn zeit seines Lebens sehr mitnahm.
Er selbst blieb als damaliger Vorstand des Ortsbauernverbandes von einem Kriegseinsatz verschont.
4. + 5. Generation
Als einziger Sohn stieg Walter 1953 mit gerade einmal 16 Jahren in den Betrieb ein.
Unter ihm hatte zwar der traditionelle Mischbetrieb aus Ackerbau und Viehwirtschaft weiterhin Bestehen, jedoch arbeitete er erstmals den Weinbau weiter heraus und machte ihn zu seiner Haupteinkunft.
Mit Einsatz der ersten Traktoren konnte auch die Rebfläche erweitert werden. Der Betrieb wuchs und wurde unter dem Namen Weingut Walter Frieß bekannt.
Der Fokus lag nach wie vor auf den Rebsorten Riesling, Silvaner und Müller-Thurgau, jedoch hielten postwendend bald auch andere Sorten Einzug. So war Walter beispielsweise einer der ersten Winzer überhaupt, die Scheurebe anpflanzten, damals noch unter dem Namen “S88” bekannt. Auch andere Neuzüchtungen wie Faberrebe, Kerner oder Bacchus wurden Teil des Sortiments.
Mit seiner Frau Friede hat Walter drei Kinder: Birgit, Heidrun & Harald.
Letzterer stieg ebenfalls mit jungen Jahren in den Betrieb ein und entwickelte das Weingut zusammen mit Walter weiter.
1982 pflanzen sie mit Portugieser die erste Rotweinrebsorte des Weingutes an. Das Resultat zwei Jahre später fiel jedoch eher ernüchternd aus, was sicherlich auch dem katastrophalen Jahrgang 1984 lag. 57°Oechsle und sage und schreibe 17g (!) Säure, stehen sicherlich nicht für das, was man heute bei Rotweinen gewohnt ist.
Nichtsdestotrotz erweiterte sich das Weingut aus zwischenzeitlich 4ha Rebfläche, bis Anfang der 90er hoch auf knapp 9,8ha. Viehwirtschaft und Ackerbau verschwanden gänzlich und konnten durch steigende Direktvermaktung der Weine kompensiert werden. Land- und Kellertechnik wurden modernisiert und eine große Lagerhalle für Traktoren und Anbaugeräte gebaut. Alte Stallflächen riss man ab und funktionierte sie als Weinkeller und Flaschenlager um. Riesling und Burgundertypen verdrängten einztige umsatzstarke Sorten wie Kerner oder Müller-Thurgau.
Dank klarem Qualitätsfokus entwickelte sich das Weingut Frieß zu dem wie man es heute kennt.
6. Generation – heute
Mit einer Rebflächengröße von 10,4ha und einer jährlichen Produktionsmenge von knapp 80.000-90.000L zählen sich mittlerweile deutschlandweit Weinliebhaber zu den Kunden unseres Weingutes.
Unsere heutige Wein- und Sektvielfalt ist das Erbe, das uns vorangegangene Generationen gaben und deren wir uns zu Dank verpflichtet fühlen. Den Auftrag ihre Geschichte weiterzuführen nehmen wir uns gerne an.
Mit Haralds Sohn Marco-Christian steht nun die 6. Generation vor dem Einstieg in einen Betrieb mit über 100jähriger Weinbaugeschichte. Herausforderungen wie der Klimawandel erwarten Lösungen zu finden und neue Wege zu gehen. So schreiten wir auch zukünftig nach vorne – aber immer mit unserer Tradition im Hinterkopf. Die Geschichte ist noch nicht zu Ende…